Buch des Monats Oktober 2025
Gaea Schroeters - Trophäe
Radikal, wuchtig, düster, eine große Parabel, unvergesslich ... So soll er sein, der Afrikaroman der flämischen Autorin. Die Handlung spielt im Milieu der Großwildjäger, die sich die enormen Lizenzgebühren für Großwildtiere leisten können. Der Protagonist, der steinreiche amerikanische Börsenspekulant Hunter White, betrachtet Afrika als großen Vergnügungspark, in den er immer wieder zurückkehrt. Hunter White blickt auf Afrika mit kolonialem Blick und wähnt sich an der Spitze der Hierarchie. Der leidenschaftliche Jäger befolgt eine hohe Jagdethik und schießt nur auf alte und schwache Tiere. Er bewundert jedoch auch die Ursprünglichkeit der indigenen Dorfgemeinschaften sowie das Geschick der einheimischen Jäger. Für ihn ist das Jagen eine Art Adrenalinkick.
Nun will er endlich die Big Five vervollständigen. Vier der fünf Großwildtiere hat er bereits erlegt, nur das seltene Spitzmaulnashorn fehlt noch in seiner Sammlung. Doch sein Plan wird jäh von Wilderern durchkreuzt. Sein Tourguide bietet ihm schließlich ein zusätzliches Jagdziel, die „Big Six”, an. Gegen eine Gebühr von 500.000 Dollar erhält er eine Jagdlizenz, die es ihm erlaubt, einen jungen indigenen Mann zu erschießen. Hunter ist schockiert und fasziniert zugleich. Man suggeriert ihm, er tue etwas Gutes für die indigene Bevölkerung, die seit Jahrhunderten um ihren Lebensraum kämpft. Zudem wird einem jungen Mann durch die Jagdlizenz ein Studium in den USA ermöglicht. Hunter hält das Angebot für abwegig und absolut moralisch verwerflich. Was wird er am Ende tun? Was ist ein Menschenleben wert?
Auch wenn man keine Lust hat, einen Roman über das Jagen zu lesen, entfaltet dieser aufgrund seiner atmosphärischen Dichte eine Sogwirkung, der sich die Lesenden kaum entziehen können. „Trophäe” ist ein Roman, der im Kopf bleibt und nachwirkt. Er ist geeignet für alle, die gerne düstere Geschichten lesen und sich moralische Fragen stellen.
Empfohlen von: Verena Kiebacher